Paradebeispiel aus europaweit einzigartigem Schuh-Cluster

Auch nach Verlagerung der produzierenden Schuhindustrie ins Ausland bündeln sich in Pirmasens nach wie vor weitreichende Fachkompetenz und vielfältige Zulieferressourcen rund um den Schuh. Dies wird jetzt mit der neuen Produktlinie „SeamArt“ mustergültig belegt. So erfolgt die komplette Wertschöpfung von der Entwicklung und Bemusterung über die Produktion und den Vertrieb ausschließlich in der westpfälzischen Stadt und der umgebenden Region. Elf Zulieferunternehmen aus Pirmasens und der Südwestpfalz hat die Solor Schuh­forschung & Entwicklung GmbH (Solor) dabei eingebunden, zu den meisten von ihnen bestehen jahrzehntelange Geschäftsbeziehungen. Ab 2023 bietet Solor nun seinen „SeamArt“ mit zwölf Basismodellen dem Fachhandel im Baukastensystem an. Europaweit können klassische Schuhmacher sowie Orthopädieschuhmacher den Unisex-Freizeitschuh aus dem mittleren Preissegment für ihre Kunden vor Ort hochindividualisiert konfektionieren und auf Maß- oder Standard-Leisten anfertigen.

Kurze und schnelle Wege in Kommunikation und Anlieferung, Ansprechpart­nerinnen und Ansprechpartner vor Ort, die sich gut kennen: Die enge Vernetzung der beteiligten Unternehmen aus dem europaweit einzigartigen Schuh-Cluster in Pirmasens und der Südwestpfalz hat sichere und schnelle Prozesse ermöglicht.

Zur gebündelten Kompetenz der Schuh- und Lederindustrie in der Stadt und Region gehören neben der Wirtschaft auch maßgebliche Einrichtungen aus Forschung und Lehre. Dazu zählen der Campus Pirmasens der Hochschule Kaiserslautern mit seinem berufsbegleitenden Studiengang für Orthopädieschuh­technik ebenso wie das Prüf- und Forschungsinstitut e. V. (PFI) mit der Abteilung International Shoe Competence Center Pirmasens gGmbH (ISC) und die dort angesiedelte Deutsche Schuhfachschule (DSF).

 Hochwertig modische Qualität, effizient und modular konzipiert
„Pirmasens ist Schuh“, bringt Solor-Geschäftsführer Matthias Birke die beispiellos breit verfügbare Schuhkompetenz vor Ort und das gut eingespielte Miteinander auf den Punkt. Die „SeamArt“-Modelle bestehen aus viel weniger Einzelteilen als ein gewöhnlicher Schuh. „Wir stanzen den Schaft aus nur einem Stück und müssen daher mit deutlich weniger Einzelteilen umgehen, die wie sonst üblich über viele einzelne Verarbeitungsschritte zusammengenäht werden müssten“, erklärt Matthias Birke. „Diese kompakte Darstellung macht uns schneller und ermöglicht es schlussendlich, einen hochwertigen und modisch sehr ansprechenden Schuh günstiger herzustellen als einen vergleichbaren aus mehreren Einzelteilen bestehenden Maßschuh.“

Durch das Baukastensystem von „SeamArt“ mit seinen zwölf Basismodellen kann jedes Einzelstück völlig anders aussehen. Das Obermaterial besteht aus einem zweischichtigen Synthetik-/Textilmaterial. Unterschiedliche Ausprägungen gibt es etwa hinsichtlich dessen Design und Farbe, ebenso der Farbe der Lauf­sohle aus TPU (Thermoplastisches Polyurethan), dem Aufbau (Keilboden oder Verschalung für Sneaker-Optik) sowie der Verschlussart (Schnürung oder Klett­verschluss). Auch allerlei Sonderwünsche lassen sich kundenindividuell abbilden, im Drucklayout ist sogar die Übernahme von Namen und Fotos möglich. Als Ortho­pädieschuh angefertigt, können die Orthopädieschuhmacher kundenspezifische Korrekturen über Bauteile wie Kappen und Bettung einbauen, um beispielsweise Fußfehlstellungen auszugleichen.

Identitätsstiftend für die Stadtgemeinschaft
„In der Blütezeit der produzierenden Schuhindustrie galt Pirmasens bis in die Achtzigerjahre hinein als deutsche Schuhmetropole. Nach wie vor sind der Schuh, das Know-how um seine Herstellung und die Bereitstellung der benötigten Zuliefer­produkte in unserer Stadt und der umgebenden Südwestpfalz fest verankert“, erklärt Markus Zwick, Oberbürgermeister von Pirmasens. „Davon zeugt, dass so gut wie jeder Pirmasenser auch heute noch Familienmitglieder oder wenigstens jemanden aus dem Bekanntenkreis nennen kann, der irgendwo in oder auch für die Schuh- und Lederbranche arbeitet. Davon zeugen aber auch Unternehmen von europäi­schem und Weltruf, die hier ihren Sitz haben und – wie im vorliegenden Beispiel mustergültig zu sehen – eng und vertrauensvoll zusammenarbeiten.“

Die beteiligten Unternehmen im Überblick
– Solor Schuhforschung & Entwicklung GmbH, Pirmasens:
  Entwicklung, Musterfertigung, Produktion mit Schaftherstellung, Vertrieb

– colortex GmbH, Pirmasens:
  Lieferung und Bedrucken von Textilien für das Obermaterial

– Otto Stockmayer + Sohn GmbH, Pirmasens:
  Lieferung und teils auch Beschichtung des Futtermaterials

– C. Krämer GmbH, Pirmasens:
  Lieferung von Vorder- und Hinterkappen

– Ring Group, Pirmasens:
  Lieferung von Lochstanzen und perforiertem Futtermaterial

– FriMa Stanzwerkzeuge GmbH, Pirmasens:
  Lieferung von Stanzwerkzeuges und Lochstanzen

– Kusterer GmbH, Pirmasens:
  Lieferung von Aufbaumaterial

– Rodaswiss Kunststofftechnik GmbH, Rodalben:
  Herstellung der von Solor entwickelten Laufsohle

– Kunststoffverarbeitung Wilhelm GmbH, Münchweiler:
  Lieferung von Verschalungen etc.

– Barbara Klemm, Zweibrücken:
  Lieferung von Ösen und Agraffen

– Michael Rauch, Hinterweidenthal:
  Lieferung von Brandsohlen